LebboV.I.P.
#1Im Sommer 2021 begann alles. In jenem Sommer begann der triumphale Ritt des japanischen Films "Drive My Car" von Regisseur Ryūsuke Hamaguchi – auch wenn der Film damals in seiner Uraufführung bei den Filmfestspielen in Cannes noch nicht den ganz großen Gewinn der "Goldenen Palme" feiern durfte. Aber ab dem Zeitpunkt war klar, dass der Film noch größere Wellen schlagen würde und einige Monate später war es so weit: Oscarnominierung! Als bester internationaler Film nominiert zu werden, war schon längst keine Überraschung mehr und damit wurde der Film letztlich dann auch im März 2022 ausgezeichnet, aber dass der Film dann auch als bestes adaptiertes Drehbuch, für die beste Regie und als bester Film nominiert wurde: ein Paukenschlag!
Und irgendwann zwischen diesen beiden Preisverleihungen habe auch ich den Film gesehen. Als ich zwar schon wusste, dass das hier mehr als "nur" eine hochstilisierte Verfilmung zweier Kurzgeschichten von Haruki Murakami sein werden würde, aber ich noch nicht ahnte, welch ein Meisterwerk es hier zu bestaunen gäbe. Es war also Weihnachtszeit in Deutschland und es hätte keinen besseren Zeitpunkt geben können. Zum Ende eines Jahres, wenn man etwas mehr in sich kehrt und auch über ein paar Dinge gerne mal etwas länger nachdenkt. Denn genau das tut der Film: Er lässt einen auch über sich selbst nachdenken und es wirkt noch lange nach.
Schon alleine der Titel "Drive My Car" ist meisterhaft gewählt. Beschreibt dieser nicht nur die spätere Handlung und die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren im zweiten Akt treffend in einem Satz, so steht es auch für das zentrale verbindende Element im Film: das Auto. Das mag etwas ungewöhnlich klingen, aber schon in der ersten Szene sehen wir ein Streitgespräch zwischen zwei Ehepartnern in einem Auto. Durch einen tragischen Schicksalschlag endet der erste längere Akt jedoch und es kommt dazu, dass daraufhin eine junge Frau den bereits bekannten Hauptcharakter in seiner Funktion als Theaterregisseur regelmäßig zu seiner Arbeit in seinem eigenen Auto fahren soll. Viel wird dann auch auf die Arbeit des Regisseurs und den Irrungen und Wirrungen einer jungen Schauspielerriege eingegangen. Die Arbeit ist kräftezehrend und fordert von allen Beteiligten jede Menge Hingabe und es wirkt teilweise dann schon fast etwas zu künstlerisch abgehoben, wenn man sich in mehreren verschiedenen Sprachen minutenlang an einer Szene abarbeitet. Auch die Inszenierung des Stücks und die Beziehung zwischen den Schauspielern ist wild, laut und jeder hat seine ganz eigenen Probleme. Aber dann gibt es immer diesen einen Ort der Begegnung - die Fahrt zur und von der Arbeit in diesem roten Saab 900.
In dem FIlm geht es um Sprache – um verbale aber auch nonverbale. Wenn bei der Inszenierung des Theaterstücks die Wucht der Lautstärke herrscht, so ist im Auto auch mal Schweigen und Stille. Das Auto dient als ein abgeschlossener und dann auch irgendwann vertrauter Raum, in dem sich zwei zunächst fremde und verschlossene Menschen immer mehr annähern. Sie erzählen sich gegenseitig aus ihren vergangenen Leben und erinnern sich zurück – oft auch ohne miteinander zu sprechen. Dass diese beiden Leben nicht eine kerzengerade Strecke abbilden, wird schnell klar. Bei einem der beiden Figuren sind wir schon eine Weile Begleiter auf seiner Irrfahrt, bei der anderen Figur bröckelt die Fassade dann auch immer mehr und am Ende hatte ich mich gefragt, wie das alles so selbstverständlich kam. Wie hat der Regisseur es geschafft, diese Verbindung so natürlich und Stück für Stück aufzubauen? Ohne dass ich es gemerkt habe, war da eine so starke Verbindung zwischen den Charakteren aber auch bei mir. Ohne die Figuren in eine Richtung zu lenken oder die Handlung sehr ruckartig voranzutreiben. Es passierte wie das Leben: Einfach so und völlig natürlich. Und das ist für mich das größte Kunststück des Regisseur und macht "Drive My Car" auch u einem Meisterwerk. Denn der Film nimmt sich Zeit. Zeit für seine Figuren und deren Entwicklung. Der Regisseur rast hier nicht durch die Handlung wie auf einer Autobahn, sondern kehrt auch immer wieder für eine Rast ein. Zum Durchatmen, zum Reflektieren und er gibt auch die ruhigen Momente, damit die Charaktere Zeit haben, sich und anderen Menschen zu vergeben. Denn auch das ist ein zentrales Thema des Film: das Loslassen. Das Eingestehen von Fehlern und sich auch gegenseitig Trost spenden, um die eigenen Fehler auch erträglicher zu machen.
Bei all diesen Zeilen ist klar: Es ist ein komplexer und durchaus anspruchsvoller Film. Nicht nur aufgrund der Vorlage und einer Inszenierung eines Theaterstück. Auch die Beziehungen der Figuren sind hochkomplex und erfordern schon auch etwas Geduld. Aber der Regisseur schafft es, behutsam mit seinen Figuren und auch der Handlung, die darum gesponnen wird, umzugehen. Das schafft er auch mit den langen ruhigen Kamerafahrten und immer wiederkehrenden Kameraeinstellungen, wenn man die beiden im Wechselspiel im Auto beobachten kann. Man sieht die Landschaft außerhalb des Autos an einem vorbeifliegen oder auch mal den rotleuchtenden Saab inmitten einer wuselnden Stadt, an der Küste oder vorbei an tollen Landschaften. Der Soundtrack, der dabei läuft und genauso zurückhaltend ist wie die Hauptdarstellerin, untermalt die Stimmung ebenso hervorragend. Und dann muss ich hier gar nicht mehr groß darauf eingehen, dass auch die Schauspieler allesamt toll waren. Nicht nur die Darsteller des Theaterstücks, sondern allen voran die beiden Hauptcharaktere, die nicht unbedingt die großen Sympathieträger sind, aber immer mehr zu solchen werden.
Wer also auch mal einen anspruchsvollen, nachdenklichen, emotionalen, stillen Film aus Japan sehen möchte, der auch weltweit für großen Aufsehen gesorgt hat und sicher auch seinen Platz als eine der erfolgreichsten japanischen Filme aller Zeiten haben wird, der sollte hier in das Auto steigen und sich anschnallen!
Und irgendwann zwischen diesen beiden Preisverleihungen habe auch ich den Film gesehen. Als ich zwar schon wusste, dass das hier mehr als "nur" eine hochstilisierte Verfilmung zweier Kurzgeschichten von Haruki Murakami sein werden würde, aber ich noch nicht ahnte, welch ein Meisterwerk es hier zu bestaunen gäbe. Es war also Weihnachtszeit in Deutschland und es hätte keinen besseren Zeitpunkt geben können. Zum Ende eines Jahres, wenn man etwas mehr in sich kehrt und auch über ein paar Dinge gerne mal etwas länger nachdenkt. Denn genau das tut der Film: Er lässt einen auch über sich selbst nachdenken und es wirkt noch lange nach.
Schon alleine der Titel "Drive My Car" ist meisterhaft gewählt. Beschreibt dieser nicht nur die spätere Handlung und die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren im zweiten Akt treffend in einem Satz, so steht es auch für das zentrale verbindende Element im Film: das Auto. Das mag etwas ungewöhnlich klingen, aber schon in der ersten Szene sehen wir ein Streitgespräch zwischen zwei Ehepartnern in einem Auto. Durch einen tragischen Schicksalschlag endet der erste längere Akt jedoch und es kommt dazu, dass daraufhin eine junge Frau den bereits bekannten Hauptcharakter in seiner Funktion als Theaterregisseur regelmäßig zu seiner Arbeit in seinem eigenen Auto fahren soll. Viel wird dann auch auf die Arbeit des Regisseurs und den Irrungen und Wirrungen einer jungen Schauspielerriege eingegangen. Die Arbeit ist kräftezehrend und fordert von allen Beteiligten jede Menge Hingabe und es wirkt teilweise dann schon fast etwas zu künstlerisch abgehoben, wenn man sich in mehreren verschiedenen Sprachen minutenlang an einer Szene abarbeitet. Auch die Inszenierung des Stücks und die Beziehung zwischen den Schauspielern ist wild, laut und jeder hat seine ganz eigenen Probleme. Aber dann gibt es immer diesen einen Ort der Begegnung - die Fahrt zur und von der Arbeit in diesem roten Saab 900.
In dem FIlm geht es um Sprache – um verbale aber auch nonverbale. Wenn bei der Inszenierung des Theaterstücks die Wucht der Lautstärke herrscht, so ist im Auto auch mal Schweigen und Stille. Das Auto dient als ein abgeschlossener und dann auch irgendwann vertrauter Raum, in dem sich zwei zunächst fremde und verschlossene Menschen immer mehr annähern. Sie erzählen sich gegenseitig aus ihren vergangenen Leben und erinnern sich zurück – oft auch ohne miteinander zu sprechen. Dass diese beiden Leben nicht eine kerzengerade Strecke abbilden, wird schnell klar. Bei einem der beiden Figuren sind wir schon eine Weile Begleiter auf seiner Irrfahrt, bei der anderen Figur bröckelt die Fassade dann auch immer mehr und am Ende hatte ich mich gefragt, wie das alles so selbstverständlich kam. Wie hat der Regisseur es geschafft, diese Verbindung so natürlich und Stück für Stück aufzubauen? Ohne dass ich es gemerkt habe, war da eine so starke Verbindung zwischen den Charakteren aber auch bei mir. Ohne die Figuren in eine Richtung zu lenken oder die Handlung sehr ruckartig voranzutreiben. Es passierte wie das Leben: Einfach so und völlig natürlich. Und das ist für mich das größte Kunststück des Regisseur und macht "Drive My Car" auch u einem Meisterwerk. Denn der Film nimmt sich Zeit. Zeit für seine Figuren und deren Entwicklung. Der Regisseur rast hier nicht durch die Handlung wie auf einer Autobahn, sondern kehrt auch immer wieder für eine Rast ein. Zum Durchatmen, zum Reflektieren und er gibt auch die ruhigen Momente, damit die Charaktere Zeit haben, sich und anderen Menschen zu vergeben. Denn auch das ist ein zentrales Thema des Film: das Loslassen. Das Eingestehen von Fehlern und sich auch gegenseitig Trost spenden, um die eigenen Fehler auch erträglicher zu machen.
Bei all diesen Zeilen ist klar: Es ist ein komplexer und durchaus anspruchsvoller Film. Nicht nur aufgrund der Vorlage und einer Inszenierung eines Theaterstück. Auch die Beziehungen der Figuren sind hochkomplex und erfordern schon auch etwas Geduld. Aber der Regisseur schafft es, behutsam mit seinen Figuren und auch der Handlung, die darum gesponnen wird, umzugehen. Das schafft er auch mit den langen ruhigen Kamerafahrten und immer wiederkehrenden Kameraeinstellungen, wenn man die beiden im Wechselspiel im Auto beobachten kann. Man sieht die Landschaft außerhalb des Autos an einem vorbeifliegen oder auch mal den rotleuchtenden Saab inmitten einer wuselnden Stadt, an der Küste oder vorbei an tollen Landschaften. Der Soundtrack, der dabei läuft und genauso zurückhaltend ist wie die Hauptdarstellerin, untermalt die Stimmung ebenso hervorragend. Und dann muss ich hier gar nicht mehr groß darauf eingehen, dass auch die Schauspieler allesamt toll waren. Nicht nur die Darsteller des Theaterstücks, sondern allen voran die beiden Hauptcharaktere, die nicht unbedingt die großen Sympathieträger sind, aber immer mehr zu solchen werden.
Wer also auch mal einen anspruchsvollen, nachdenklichen, emotionalen, stillen Film aus Japan sehen möchte, der auch weltweit für großen Aufsehen gesorgt hat und sicher auch seinen Platz als eine der erfolgreichsten japanischen Filme aller Zeiten haben wird, der sollte hier in das Auto steigen und sich anschnallen!
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